Faktenchecker versus Community Notes

Nach der Ankündigung von Mark Zuckerberg, das System der Faktenchecker auf Facebook und Instagram zu beenden, hagelt es Kritik von den Befürwortern des Digital Services Act. Hass und Hetze sowie Desinformation und Lügen würden ohne Faktenchecker auf den sozialen Medien Tür und Tor geöffnet.

Was oft verschwiegen wird: Zuckerberg will stattdessen Community Notes, das System von X, umsetzen, das Elon Musk seit dem Kauf der Plattform Twitter und Umbenennung in X immer weiter verbessert hat. Aber was sind eigentlich die Vorteile von Community Notes?

Vorteile der Community Notes gegenüber Faktencheckern

Die Community Notes (ehemals bekannt als „Birdwatch“ auf Twitter/X) und klassische Faktenchecker verfolgen beide das Ziel, Desinformation zu bekämpfen, unterscheiden sich jedoch in ihrer Herangehensweise und Struktur. Hier sind die wichtigsten Vorteile der Community Notes gegenüber traditionellen Faktencheckern.

Dezentralität und Vielfalt der Perspektiven

  • Community Notes: Beiträge werden von einer Vielzahl von Nutzern erstellt, die aus unterschiedlichen Hintergründen, Weltanschauungen und Regionen kommen. Die Vielfalt erhöht die Chance, dass viele Perspektiven berücksichtigt werden, und verhindert potenzielle Vorurteile (Bias), die in einer zentralisierten Faktencheck-Organisation auftreten könnten.
  • Faktenchecker: Arbeiten in der Regel in kleineren Teams, die von einer bestimmten Organisation geleitet werden, wodurch die Gefahr besteht, dass die Bewertungen auf die Meinungen oder Schwerpunkte dieser Organisation begrenzt sind.

Kollaborative Bewertung

  • Community Notes: Beiträge werden von einer größeren Gemeinschaft geprüft und bewertet. Nur Notizen, die von Menschen mit unterschiedlichen Meinungen als nützlich eingestuft werden, werden angezeigt. Dies fördert eine konsensbasierte Validierung von Informationen.
  • Faktenchecker: Das Urteil liegt bei wenigen Experten, ohne dass die Allgemeinheit direkt in den Überprüfungsprozess eingebunden ist.

Skalierbarkeit

  • Community Notes: Da sie von einer großen Nutzerbasis getragen werden, können potenziell viel mehr Inhalte überprüft werden. Die „Schwarmintelligenz“ ermöglicht es, schnell auf neue Trends und Informationen zu reagieren.
  • Faktenchecker: Durch die begrenzte Kapazität von Faktencheck-Organisationen können diese nur eine begrenzte Anzahl von Inhalten überprüfen, was bei der Flut von Online-Informationen oft nicht ausreicht.

Unabhängigkeit von zentralen Autoritäten

  • Community Notes: Sie sind nicht direkt von Regierungen, Unternehmen oder Medienhäusern kontrolliert. Dies erhöht die Transparenz und reduziert Misstrauen gegenüber einer zentralisierten Kontrolle über Wahrheitsdefinitionen.
  • Faktenchecker: Werden oft von Medienunternehmen oder Organisationen finanziert, was Misstrauen bei Menschen schüren kann, die diese Institutionen als voreingenommen betrachten.

Stärkung der Medienkompetenz

  • Community Notes: Fördert aktive Beteiligung und kritisches Denken der Nutzer. Menschen werden ermutigt, selbst Beweise und Quellen zu recherchieren und zu bewerten, anstatt sich auf Expertenurteile zu verlassen.
  • Faktenchecker: Liefern oft fertige Bewertungen, ohne dass die Allgemeinheit direkt in den Prozess eingebunden wird.

Schnelligkeit und Flexibilität

  • Community Notes: Können sofort reagieren, da die Nutzer in Echtzeit auf irreführende Informationen aufmerksam machen und Kommentare hinzufügen können.
  • Faktenchecker: Der Prozess ist oft langsamer, da er gründliche Recherchen und redaktionelle Absegnungen erfordert.

Fazit – Vor- und Nachteile der Community Notes

Nachteile können sein:

  • Mögliche Manipulation durch organisierte Gruppen (z. B. Bots oder gezielte Kampagnen).
  • Abhängigkeit von der aktiven Beteiligung einer repräsentativen Nutzerbasis.

Der Vorteil von Community Notes besteht darin, dass sie die Macht zur Wahrheitsfindung von zentralen Institutionen auf die Gemeinschaft verteilen und durch kollaborative Prozesse transparenter und vielfältiger sein können.

Ausblick – Konsequenzen für (deutsche) Unternehmen

Unserer Meinung nach sollten sich die Social-Media-Strategien der Unternehmen nicht ändern. Die EU-Kommission ist zwar sehr kritisch gegenüber den Plänen von X, Facebook und Instagram. (Zur Kritik an den Plänen von Musk und Zuckerberg siehe bspw. EU-Digitalkommissarin Virkkune, die eine konsequente Durchsetzung der Regeln für Onlinenetzwerke angekündigt hat. Sie wolle dafür sorgen, dass die Rechte der Bürger respektiert und Gesetze befolgt würden, schrieb Virkkunen im Onlinedienst X.)

Dennoch wird wird es wohl nicht zu einer Sperrung oder Ähnlichem kommen. J. D. Vance, der designierte Vizepräsident der USA, hat bereits angekündigt, die Zusammenarbeit in der NATO mit Bündnispartnern einzuschränken, die an ihrem Zensursystem festhalten und nicht zu Freedom of Speech zurückkehren. Und dass über die Faktenchecker tatsächlich Zensur betrieben wird oder zumindest wurde, haben Zuckerberg und Musk glaubhaft bestätigt (siehe bspw. die sog. Twitter-Files oder das Statement von Zuckerberg vom 9.1.2025).

Über das System der Community Notes steht eine gute Alternative bereit, die sowohl Freedom of Speech gewährleistet als auch Desinformation wirksam bekämpfen kann. Sicherlich wird sich diese Überlegung auch in der EU-Kommission und bei der Bundesnetzagentur im Wirtschaftsministerium durchsetzen.

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